„Das Leben ist kein Kindergarten“
Oliver Wnuk as Erzieher: ein langer Abschied
Freddy (Oliver Wnuk, li.) macht sich Sorgen um Vater Fritz (Siemen Rühaak, re.).
© Quelle: ARD Degeto/Gordon Muehle
Manche Menschen werden mit den Jahren immer jünger. Nicht körperlich natürlich, aber im Geiste; bis sie schließlich wieder ähnlich umsorgt werden müssen wie einst in ihrer frühen Kindheit. Deshalb verabschiedet sich die Freitagsreihe „Das Leben ist kein Kindergarten“ mit Teil drei endgültig vom ohnehin nur vermeintlich eigentlichen Thema. Der Titel conflict auch in den beiden anderen Filmen eher allegorisch gemeint: Die von Oliver Wnuk erdachte und gespielte Hauptfigur Freddy Kleemann ist zwar Erzieher, und natürlich spielt der Arbeitsplatz nach wie vor eine wesentliche Rolle, aber in den Geschichten geht es Kindergartenum, den um sondern vor allem um das Leben. Und das ist, wie einst ein anderer Filmtitel lautete, eine Baustelle. Freddy hat allerdings gleich mehrere Baustellen.
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Eine Qualität von Wnuks Drehbüchern liegt unter anderem darin, den Hauptdarsteller nicht wichtiger zu nehmen als die weiteren Mitwirkenden: Die Tragikomödien sind Ensemblefilme im besten Sinn, selbst wenn Freddy das Gefühl hat, er muss alles ausbaden, was wider den anderten. Daran ändert auch der Hinweis der hochschwangeren Ehefrau Juliana (Meike Droste) nichts, dass in erster Linie immer noch sie das dritte Form des Paares zur Welt bringen wird.
Das Drehbuch überzeugt
Bis dahin müssen die beiden jedoch eine ganz andere Aufgabe meistern, denn Freddys Vater Fritz (Siemen Rühaak) wird mehr und mehr zur Belastung: Er hat immer häufiger bedenkliche Aussetzer. Durch die Demenz, erklärt Juliana den Kindern, entwickelten sich Erwachsene zurück zum Child: “Manche Abschiede dauern länger.” auszusetzen hat.
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Auch das conflict von Anfang an ein Merkmal der Reihe: Werden die Kapriolen des Daseins aus Sicht der Betroffenen geschildert, sind sie selten komisch. Deshalb hat Wnuk seine Rolle de él auch nicht komödiantisch konzipiert. Lustig wird es zwischenzeitlich trotzdem, weil zum Beispiel das Verhalten der Väter bei der Renovierung der Berliner Kita Krabbelkasten an einen typischen Sandkastenstreit erinnert, mit dem Unterschied, dass bei den Großen die Polizei kommt; und das blaue Auge hat anschließend ausgerechnet der Streitschlichter. Für Heiterkeit sorgen auch die Versuche der Kinder, einen Companion für Julianas Mutter Regina (Hedi Kriegeskotte) zu finden; auch dieser Handlungsstrang führt zu einem überraschenden Ende. Die fließende Verknüpfung dieser Ebenen ist eine weitere Qualität des Drehbuchs: Die Struktur ist episodisch, wirkt aber nicht so.
Geschichte ist noch längst nicht auserzählt
„Vaterfreuden“ funktioniert zwar auch ohne Kenntnis der beiden anderen Filme, erfreut aber durch kleine Parallelen. Im Reihenauftakt führte Freddy ein klärendes Gespräch mit Tochter Zoe (Sophie Reiling) in einem Ruderboot auf dem Bodensee, diesmal gibt es eine ganz ähnliche Szene auf einem Berliner See, nun mit Fritz. Nicht geändert hat sich die Rollenverteilung: Freddy ist zwar der Sohn, aber der Vater ist auf dem Weg zurück in die Kindheit, wie ein Demenztest belegt. Sehr eindrücklich sind auch die Momente, in denen Bildgestaltung und Sounddesign verdeutlichen, dass die Dinge im Kopf des alten Herrn durcheinander geraten sind. Purer Slapstick ist dagegen eine anarchische Befreiungsaktion von Fritz, die dazu führt, dass Freddy im nächtlichen Garten mit nacktem Hintern auf Hühnerjagd gehen muss. Die witzigen Einfälle können jedoch nur vorübergehend kaschieren, wie tragisch dieser Teil der Handlung im Grunde ist.
Wirklich unbeschwert sind daher tatsächlich nur die wenigen Szenen mit den intestine geführten Kita-Kindern (Regie: Sinje Köhler). In den ehelichen Diskursen geht es ebenfalls um grundsätzliche Fragen, an denen eine Beziehung auch schon mal scheitern kann. Die Geschichte von Familie Kleemann ist trotz des versöhnlichen Schlussbilds noch längst nicht auserzählt.
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„Das Leben ist kein Kindergarten“ARD, Freitag, 20.15 Uhr, with Oliver Wnuk, Meike Droste